Filme wiederentdeckt: Herzsprung
17.10.2024, 18.30 Uhr
Filme wiederentdeckt –Veranstaltungsreihe des Fördervereins „Industrie- und Filmmuseum Wolfen“ e.V. und des Industrie- und Filmmuseum Wolfen mit Unterstützung von Landkreis Anhalt-Bitterfeld
Donnerstag, den 17. Oktober 2024 - 18:30 Uhr
Industrie- und Filmmuseum Wolfen
Chemiepark, Areal A, Bunsenstr. 4, 06766 Wolfen,
Tel.: 03494 6996040 Mail: ifm@anhalt-bitterfeld.de
HERZSPRUNG (Thomas Wilkening Filmgesellschaft mbH und DEFA 1992, fa, 85 min)
Drehbuch und Regie: Helke Misselwitz, Kamera: Thomas Plenert, Darsteller: Claudia Geisler, Günter Lamprecht, Eva-Maria Hagen, Ben Becker, Nino Sandow, Tatjana Besson, Steffen Schult, Gabriele Gysi, Hanns Zischler, Bärbel Bolle, Margit Bendokat
Johanna verliert Ihre Arbeit, dann ihren Mann. Die Jungs aus dem Dorf lümmeln rum und spielen Ordnungshüter. Als sie noch Arbeit hatten gehörten Ordnung und Sauberkeit zu den obersten Tugenden. Alle haben ihre Träume. Der Vater findet eine Frau, die Freundin das Glück in der Sonne des Südens. Johanna verliebt sich in einen Fremden. Das tut man nicht auf dem Dorf, wenn es außerdem noch Herzsprung heißt...
…Misselwitz hat es sich also nicht leicht gemacht, die üblichen Klischees von "rechter Gewalt" vermieden. Was die Kriminalstatistik eindeutig als "fremdenfeindlichen Übergriff" bezeichnen würde, löst sie in seine heterogenen biografischen und affektiven Elemente auf. Dabei achtet sie darauf, melodramatische Exzesse zu vermeiden - macht aus Johanna und dem Fremden kein perfektes Paar, das glücklich wäre, wenn nur die böse Umwelt es zulassen würde. Allgegenwärtig in ihrer Darstellung dieser Jugendlichen ist, dass es sich immer noch um Kinder handelt, die "zum Spaß mit Steinen werfen" (Erich Fried). Vor allem aber begreift sie sie als Kinder, die geliebt werden wollen - wie alle anderen Figuren in ihrem Film. Und so bleibt der Film eine "Liebesgeschichte", auch in der Darstellung dreier "rechter Verbrecher". (Kraft Wetzel in FILM UND FERNSEHEN 1994)
PROGRAMM
18.30 – 18.45 Uhr
Begrüßung: Sven Sachenbacher (Leiter Industrie- und Filmmuseum Wolfen)
Einführung: Paul Werner Wagner
18.45
Filmvorführung HERZSPRUNG
anschließend Gespräch mit der Regisseurin Helke Misselwitz Moderation: Paul Werner Wagner
Helke Misselwitz absolvierte in Zwickau ihr Abitur und nebenher die Berufsausbildung als Möbeltischlerin, danach eine Ausbildung zur Physiotherapeutin in Erfurt. Ab 1971 arbeitete sie im Fernsehen der DDR als Regieassistentin, später auch als Regisseurin im Jugendfernsehen. 1978–1982 studierte sie Regie an der HFF in Potsdam-Babelsberg. Sie verweigerte die Rückkehr zum Fernsehen der DDR. Jobbte in der Galerie Sophienstraße 8 und als Abräumerin in der Mitropa Gaststätte im Bahnhof Lichtenberg. Misselwitz war Mitinitiatorin des Forum junger Filmemacher im Haus der ungarischen Kultur. Von 1983–1988 arbeitete sie freischaffend im DEFA-Studio für Dokumentarfilme und war Meisterschülerin bei Heiner Carow an der Akademie der Künste. Ihre Werke stellen fast ausschließlich Frauenschicksale in den Mittelpunkt und diskutieren Werte und Lebenssinn. Sie erhielt verschiedene nationale und internationale Auszeichnungen. Einige Werke: „Aktfotografie, z.B. Gundula Schulze“ (1983), „Winter adé“ (1988), „Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann“ (1989), „Meine Liebe, Deine Liebe“ (1995) „Fremde Oder“ (2001) und „Die Frau des Dichters“ (2021). Spielfilme: „Herzsprung“ (1992), „Engelchen“ (1996).
Die Teilnahmegebühr für diese Veranstaltung beträgt 10,00 € und wird vor Beginn der Veranstaltung entgegengenommen. Um Anmeldung wird gebeten. Wir verschicken
keine Anmeldebestätigungen!
Foto: DEFA-Stiftung, Helga Paris